EINE GANZ NORMALE ITALIENISCHE STADT

Viele von Ihnen kennen Bologna wahrscheinlich nicht, noch nicht. Dabei liegt die Stadt so gut erreichbar am Verkehrsknotenpunkt im Norden Italiens. Wer vom Gardasee oder den Dolomiten kommt und gen Süden reist, an die Adria, in die Toskana, oder sogar noch weiter hinunter in den Stiefel, der muss an ihr vorbei, da gibt es keinen anderen Weg. Gerade deshalb fahren viele einfach weiter, da es nicht mehr weit bis zur langersehnten Strandliege oder dem Ferienhaus in den sanften Hügeln der Toskana ist.

Wenn ich jedoch all jenen einen Rat geben darf, die Italien so lieben und schätzen wie ich es tue, dann behaupte ich: Besuchen Sie Bologna! Die Stadt ist eine Reise wert.

Seit nunmehr über fünfundzwanzig Jahren ist die Hauptstadt der Emilia-Romagna meine Wahlheimat. Sie hat mich damals herzlich in ihre Arme geschlossen und mir eine tolle Uni-Zeit bereitet. Viele schöne Jahre habe ich hier bis heute verbracht und ich sage immer wieder gerne, dass ich mich wie eine lieb gewonnene Adoptivtochter fühle. Aber was begeistert denn eigentlich so an dieser Stadt?

Bologna hat all das, was eine typisch italienische Stadt ausmacht. Sie besticht durch ihre Einfachheit, ihre Normalität. Die Stadt gehört immer noch den Bolognesen, die sie aus tiefstem Herzen lieben, die sie benutzen, die sich in ihr vergnügen, die sie essen und trinken und all dies inmitten des historischen Stadtkerns. Die Bolognesen sind Genussmenschen, sie lieben das schöne Leben, in dieser Kategorie sind sie echte Weltklasse. Lassen wir uns von den Einheimischen durch einen Streifzug mitnehmen um ihre bekannten Glanzstücke kennenzulernen, aber auch um die gut behüteten Geheimnisse zu entdecken.

Die Geschichte Bolognas ähnelt der vieler italienischer Städte: Große Familien haben über die Stadt geherrscht, hier waren es hauptsächlich die Pepolis und die Bentivoglios. Sie haben Kriege gegeneinander geführt, Frieden geschlossen, über die Kirche bestimmt; das kulturhistorisch Interessante an Bologna ist jedoch, dass die Machtkriege dieser Familien bis heute Spuren im Stadtbild hinterlassen haben. Tatsächlich zeigt die Stadt, ähnlich wie im kleinen toskanischen San Gimignano, auch heute noch mit großem Stolz ihre Geschlechter-Türme. Es waren einmal über 180davon, Prestigesymbol der wichtigen Familien, die damit ihre Macht und ihren Reichtum demonstrierten, welche sich durch die Höhe der Türme kennzeichneten. Heute stehen noch zirka zwanzig davon und die beiden berühmtesten, und folgerichtig die Wahrzeichen Bolognas, sind der Torre degli Asinelli und der Torre Garisenda. Schief und krumm stehen sie da: Einem Volksmärchen zufolge haben sich die beiden Sprösslinge der verfeindeten Familien ineinander verliebt, ähnlich wie bei Romeo und Julia in Verona, und sich die Türme so, im Zeichen der Liebe, einander zugewandt. Schon Dante Alighieri hat die Türme in der Göttlichen Komödie erwähnt. Wenn man den Torre degli Asinelli besteigt, kann man bei gutem Wetter bis zu den Alpen und der Adria sehen.

Bologna, la Grassa, la Dotta e la Rossa: Bologna, die Fette, die Gelehrte und die Rote. Die Fette, natürlich Ihrer guten Küche wegen. Und was für eine. Wenn wir mal ehrlich sind, kommt nämlich fast alles, was wir an italienischem Essen kennen und lieben, aus Bologna.

Da sind einmal die vielen leckeren Pasta-Gerichte wie die Lasagne (hauptsächlich mit grünen Nudeln), die mit einer ortstypischen Fleischmischung gefüllten Tortellini, dann die weltweit unter dem Namen bekannten Spaghetti alla Bolognese, die allerdings in Bologna Tagliatelle al Ragùheißen und bitte nur mit frischen Eier-Tagliatelle zubereitet werden (niemals mit Spaghetti, das kommt einer Todsünde gleich) und die, im Ausland weniger bekannten Passatelli, eine Art Parmesan-Würmer in Brühe. Hinzu kommt die Mortadella, je größer im Umfang, desto besser, und der Squacquerone, ein cremig-, fast flüssiger Käse. Außerdem ist der Herkunftsort des Parmaschinkensund des Parmesankäses, wie der Name schon besagt, nur ein paar Kilometer entfernt und diese werden teilweise auch in den Hügeln Bolognas produziert. Die Liste könnte noch ewig weitergehen mit den recht mächtigen Fleischgerichten (die Emilia Romagna ist eine der wenigen Gegenden Italiens, die auch Butter anstatt Olivenöl zum Kochen verwendet) und den sehr süßen Desserts, meist zum Löffeln.

Den Bolognesen schmeckt es. Und uns auch. Die Restaurants sind unzählig viele, meist brechend voll, nicht alle sind gut, aber mit ein bisschen Kenntnis kann man noch die originale Küche kosten und/oder eine gute Küche, die mit anderen italienischen Einflüssen angereichert ist.

In einer kleinen mittelalterlichen Gasse, der Via Santa Caterina, früher sicherlich eine der ärmsten Gegenden Bolognas, finden wir heute die Osteria Bottega, ein schlichtes Lokal mit derwahrscheinlich besten und originalgetreuesten Küche Bolognas. Daniele, Patron und „Dandy“, serviert seine Delikatessen, unter denen man unbedingt den Culatello (emilianische Schinkenart), die Tortellini in brodo (in Brühe) und die Zuppa Inglese (sehr süße Nachspeise) probieren sollte. Etwas hohe aber wohlverdiente Preise. Slowfood.

Eine echt bolognesische Erfahrung kann man im Ristorante da Bertino erleben. Das Ambiente ist in den Fünfzigern stehen geblieben, die Kellner tragen noch weiße Jacken und servieren den Bollito(gekochtes Fleisch) vom Wägelchen, nach Herzenslust kann man sich die Fleischsorten aussuchen, sowie sich vom reichbestückten Süßigkeiten-Wagen bedienen. Mittelpunkt dieses Spektakels ist jedoch la Signora, die zwischen den Tischen umhertänzelt und an gewisse Filme von Fellini erinnert. Einmal habe ich den Fehler gemacht und sie um Kürbis-Tortelloni gebeten, einer ausgezeichneten norditalienischen Speise, die jedoch nicht direkt aus Bologna stammt und musste eine ordentliche Standpauke über mich ergehen lassen, denn in diesem Restaurant wird ausschließlich die authentisch bolognesische Küche serviert.

Was Sie auf keinen Fall missen sollten ist die historische Osteria del Soledie älteste Weinstube Italiens. Gegründet 1465 und seitdem der Gastronomie stets treu geblieben. Wie viele Geschichten könnten uns diese Mauern erzählen?

Bolognesen, Studenten und mittlerweile auch vereinzelte Touristen (wenn sie dann den unscheinbaren Eingang in den engen Gassen des Stadtkerns ausfindig machen können) kommen hierher zum Trinken und bringen ihr Mittagessen selber mit. Das können auch Sie ganz einfach in den angrenzenden Gassen tun, denn wir befinden uns hier mitten im Mercato di Mezzo und in der Via delle Pescherie Vecchie, wo wir uns an den zur Schau gestellten Delikatessen nicht nur mit unseren Blicken laben können. Berge von großen Brocken Parmesankäse schichten sich in den Schaufenstern, ganze Schinken baumeln von den Decken, Tortellini liegen hier aus, die in Handarbeit auf sorgfältigste Weise von kleinen Fingern gefaltet wurden, Obst und Gemüse von herrlich bunten Farben quellen aus den kleinen Marktgeschäften, geschützt durch dunkelrote Sonnenmarkisen, Fischverkäufer, die stolz ihren Tagesfang zur Schau stellen und um uns herum herrscht viel Lärm und Radau, viele Wörter, Gelächter und Geschnatter.

Kurzum, hier finden wir mit Leichtigkeit unser Mittagessen und nehmen auf den alten Holzbänken der Osteria del Sole Platz, während wir uns die großen Tafeln mit unseren Tischgenossen teilen. Bänke und Tische sind von anno dazumal, sowie der Rest der Einrichtung. Seit langem ist hier nichts verändert worden und beim Hereinkommen werden wir von einer weingeschwängerten Wolke umarmt. Heute steht die Osteria unter Denkmalschutz und es darf kein Bild umgehängt und kein Stuhl ausgewechselt werden und auch die Toilette wird, zum Leidwesen einiger, wohl auf ewig ihren „Antik-Charme“ beibehalten.

Aber genau das ist es ja, was diese Osteria so schön macht. Geöffnet ist sie von 10 bis 22 Uhr. Die einen trinken gemütlich ein Glas Wein am Tresen, die anderen spielen eine Partie Karten oder kommen her um mit Freunden ein gemeinsames Mittagessen einzunehmen. Hier wird sich geduzt, egal aus welchem gesellschaftlichen Milieu man stammt und welchen Alters man ist: Der Metzger von nebenan mit seinem blutverschmierten Kittel spielt Karten mit dem in Krawatte und hochglanzpolierten Schuhen gehüllten Grafen. Der Einsatz ist stets der Trunk, immer Wein, oft auch Champagner. Denn hier werden ausschließlich Weine, Schaumweine und eine einzige Marke Bier ausgeschenkt. Es ist eine Erfahrung, die bei keinem Bologna-Besuch fehlen darf und die Sie in einer Zeitreise um Jahrhunderte zurückkatapultieren wird.

Bologna, die Arkaden-Stadt: Neben den zwei Türmen ihr wohl bekanntestes Merkmal. Hier belegt sie den ersten Platz weltweit, denn so viele überdachte Bürgersteige wie in Bologna gibt es sonst nirgendwo auf der Welt. Alleine 38 Kilometer sind es im alten Stadtkern. Die Gründe für ihre Erbauung gehen sehr weit zurück bis hin zu den Barbaren-Einfällen, als die in die Stadt flüchtenden Bauern hier Schutz suchten und beherbergt werden mussten. Also baute man kurzerhand auf öffentlichem Grund ein Stockwerk auf Holzpfeilern an. Dies gefiel dann im Stadtbild und die Vorbauten wurden im gotischen Stil und in der Renaissance übernommen, mittlerweile aus Stein, auch um den schon damals zuziehenden Studenten Wohnraum zu bieten. Dadurch erstand ein sogenannter „kontinuierlicher“ architektonischer Baustil mit interessanten gesellschaftlichen Konsequenzen, denn die Arkaden zwingen sozusagen zur Guten Nachbarschaft.

Außerdem leidet Bologna unter einem arg unsympathischen Wetter, oft ist es feucht, im Winter sowie im Sommer, mit kalten Regen- oder schwülen Sonnentagen. Die Arkaden schützen so vor Regen und Sonne und sind ein idealer Ort um sich mit Freunden, Bekannten oder Nachbarn ein Pläuschchen zu gönnen. Dann ist es vielleicht auch nur eine natürliche Folge, dass der Bolognese an sich sehr freundlich und kommunikativ ist. Es gibt viel Platz zum nebeneinander herspazieren und die Arkaden schützen die Fußgänger vor dem stets zunehmenden Verkehr. Und das Allerbeste ist, dass man in Bologna definitiv keinen Regenschirm braucht. Übrigens war die Höhe der Arkaden vorgegeben: Es musste ein Mann auf dem Pferd sitzend hindurchpassen.

Wenn man die antiken Stadttore verlässt, laufen die Prachtwerke dieser wunderbaren Architektur weiter und wir können ihre Schönheit im Aufstieg zum Wallfahrtsort Santuario di San Lucabestaunen, der auf einem Hügel oberhalb der Stadt thront. Hierzu müssen wir wissen, dass Bologna auf der Grenze zwischen der Poebene und dem Apennin liegt. Das historische Stadtzentrum ist unten in der Ebene angelegt und so manche Privatvilla und historische Bauten befinden sich auf den Hügeln, die sich mitten in der Stadt erheben. Nach San Luca kommt man am besten zu Fuß, unter dem Arkadengang. Er wurde damals zum Schutz vor Regen für die Wallfahrer gebaut, misst 666 Arkaden und ist 3,8 Kilometer lang. An einem schönen sonnigen Tag ist es ein tolles Erlebnis, direkt aus der Stadt bis hinauf zu laufen. Die sportlichen unter Ihnen werden belohnt durch fantastische Blicke auf die Stadt und einem wunderbaren Ausblick auf den Apennin bis hin zu den Alpen.

Auch wenn Bologna in mancher Sicht einem Provinzstädtchen gleicht, so wie sie oft liebevoll von  den Einheimischen geschimpft wird, ist sie doch weltweit bekannt für den Sitz der ältesten Universität Europas, Grund für ihren Kosenamen La DottaDie Gelehrte. Gegründet wurde die erste Hochschule 1088, am Anfang lehrte man hier das Römische Gesetzbuch. Der gute Ruf der Universität hat dann schnell dazu beigetragen, dass viele illustre Studierende und Gäste aus der ganzen Welt nach Bologna kamen. Das Archiginnasio, ihr antiker Sitz seit 1563, kann noch heute einen Treppenaufgang mit über 6.000 Wappen vorzeigen, eine der größten Darbietungen der Heroldskunst überhaupt. Hier stoßen wir auch auf das wunderschöne Teatro Anatomico von 1637, ein hölzernes Amphitheater, in dem die Leichen auf dem kühlen Marmortisch im Mittelpunkt des Raumes unter den neugierigen Blicken der Studenten, die in den Rängen oberhalb saßen, seziert wurden.

Heute zählt die Uni 33 Fachbereiche, 11 Schulen und 77.000 Studenten, was bedeutet, dass zirka jeder fünfte Einwohner Bolognas ein Student* ist. Diese Zahlen machen aus Bologna eine solch junge, lebensfrohe Stadt, in der sich typisch bolognesische Merkmale mit denen anderer Teile Italiens vermischen. Deshalb kann sie sich natürlich auch mit einem ausgeprägten Studentenleben sehen lassen, wahrscheinlich dem lebhaftesten Italiens, was bei der Wahl der Uni durchaus ausschlaggebend ist. Das Viertel um die Universität, die Via Zamboni ist vor allem tagsüber geschäftig, wer allerdings das echte Nachtleben der Studenten kennenlernen möchte, sollte in die Via del Pratello gehen, Straße des Vergnügens, der Kneipen und einfachen Restaurants.

Schon seit dem Mittelalter ist diese Straße für ihre Genussfreudigkeit bekannt und so mancher damalig berühmte Intellektuelle oder Reisende, der in Bologna Halt machte, vertrieb sich hier die Zeit in den zahlreichen Schänken und mit den Freudenmädchen. Dann, in den Siebzigern, wurden Wohnungen besetzt und noch heute ist die Via del Pratello berühmt und berüchtigt dafür ein bisschen fricchettone (Hippie) zu sein, was ein Unikat in einem doch eher schicken und eleganten Italien ist, das bekanntlicherweise eher fighetto (Schickimicki) ist, wie man in Bologna so schön sagt.

Tagsüber präsentiert sich die Straße ruhig und gemütlich, die Anwohner stehen an der Bar und trinken ihren Espresso, die alten Herren spielen Karten im Barazzo, schon morgens bei einem Gläschen Frizzantino (sprudelnder Weißwein, gezapft, kein Prosecco!), die Handwerker und Künstler essen bei Fantoni preiswert zu Mittag. Am Nachmittag fängt die Straße zu leben an, zum frühen Aperitif geht man ins Muntenye, wo man sich bei einem Bier auf der Terrasse die untergehende Sonne ins Gesicht scheinen lässt. Je später der Abend wird, desto quirliger wird die Gegend, die Restaurants, allesamt mit erschwinglichen Preisen öffnen ihre Holzterrassen und die Lokale füllen sich. Man kennt sich hier und es ist ein schönes Schauspiel, sich einfach an einen Tisch zu setzen und das geschäftige Treiben zu beobachten. Bis spät in die Nacht gibt es hier etwas zu essen, u.a. in den vielen leckeren und verschiedenen Take-aways. Diese Straße ist ein Muss für alle Nachtschwärmer.

Das Schmuckstück unserer Stadt befindet sich jedoch mitten im Zentrum: Die Piazza Santo Stefano,ein Meisterwerk der mittelalterlichen Architektur. Seine dreieckige Form ist eingebettet in hohe Renaissance-Privathäuser, eines schöner als das andere und jedes einzigartig. Gemein haben sie nur den breiten und majestätischen Arkadengang auf beiden Seiten. Am unteren Ende des Platzes befindet sich die Basilica delle Sette Chiese, eine religiöse Kultstätte mit Wurzeln im achten Jahrhundert. Beim Durchlaufen dieser ineinander verschachtelten Gebäude kommt man zu ihrem Herzstück, zur ältesten der sieben Bauten, einer Kirche aus der romanischen Zeit. Schlicht und dunkel ist sie, eine spirituelle Atmosphäre kommt auf und es ist interessant, die aneinandergereihte Bauweise dieser sehr unterschiedlichen Kirchen zu studieren. Der bewachsene Kreuzgang wird noch heute von Mönchen benutzt und bietet auch uns einen Ort der Stille inmitten der pulsierenden Stadt. Zu guter Letzt kann man die Hauptfassade, die wie aus einem Märchenbuch erstiegen zu sein scheint, ganz gemütlich bei einem Cappuccino von einem Café auf dem Platz aus genießen.

Wenn Sie es machen wollen wie die Bolognesen, dann vertreiben Sie sich die Zeit mit einem Bummel. Egal ob vor-oder nachmittags: Man schlendert hier auch einfach mal lässig durch die Straßen. Von einer mit Arkaden ausgestatteten Flaniermeile zur nächsten, durch kleine Gassen hin zu Plätzen, von denen der größte keinen Namen trägt, denn Bologna ist die einzige Stadt Italiens, die ihren wichtigsten Platz einfach Hauptplatz (Piazza Maggiore) nennt. Das Schönste an solch einem Bummel sind jedoch die kleinen Pausen, die sich der Bolognese hin und wieder in seinen urigen Osterien gönnt: Hier trifft er sich auf ein Glas Wein und einen Schwatz im Stehen am Tresen.Wenn gerade kein Bekannter da ist, wird mit dem Erstbesten gesprochen und wenn auch der fehlt, dann muss der Wirt für einen schnellen Plausch herhalten. Wie bereits erwähnt: Die Bolognesen sind sehr kommunikativ. Diese oft alteingesessenen, aber auch wunderbar restaurierten Osterien und Weinhandlungen sind eine weitere typische Charaktereigenschaft der Stadt: Denn nur hier in Italien gibt es noch so viele und so schöne davon. Ganz besonders authentisch ist die EnotecaAntica Drogheria Calzolari, in der Sie in einem Kaufladen der Kuriositäten nicht nur Wein trinken und kaufen, sondern auch kleine Bonbons erstehen können, speziell hergestellte Pasta-Sorten, Gebäck, und jeglichen Schnickschnack, den man eigentlich nicht braucht, der aber so wunderbar schmeckt.

Zum Schluss habe ich noch einen Geheimtipp. Ein paar Schritte vom Hauptplatz entfernt in einer Seitengasse befindet sich die kleine Kirche Santa Maria della VitaSo unscheinbar wie sie von außen aussieht, beherbergt sie doch einen außergewöhnlichen Schatz: Die Terrakotta-Statuen von Nicolò dell´Arca, ein Prachtstück der Kunstgeschichte. Die Beweinung Christi ist selten so dramatisch und voller Pathos dargestellt worden wie hier und doch behält sich der Künstler eine Nüchternheit vor, mit der er aufs Tiefste beeindruckt.

Bologna, nach der Gelehrten, der Fetten nun auch La Rossa, Die Rote: Seit 1945 bis heute ist sie fast durchgängig von Parteien aus dem linken Lager verwaltet worden, mit einer oftmals überwältigenden Mehrheit der Wählerstimmen. Bologna, die Kommunistische Stadt Italiens, hier wo die Partisanen gegen den Krieg gezogen sind und wo die Studentenrevolten tragische Kämpfe in den Siebzigern ausfochten. Rot ist sie jedoch auch ihrer Häuserfarbe wegen, so typisch für die Emilia und hier in der Hauptstadt erreicht diese Farbenpracht ihren Höhepunkt. Die verschiedenen Schattierungen des Rots gehen von Gelb bis Ocker, über Orange bis hin zu Bordeaux und verleihen Bologna ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit, das uns einhüllt und liebevoll aufnimmt.

Lassen Sie sich wiegen in den Armen dieser schönen Stadt.

Gute Reise nach Bulaggna.


Hier zwei wunderschöne historische Kurzfilme über Bologna, die Arkadengänge und die Mentalität der Menschen. Auch wenn in Italienisch, so sind es die Bilder, die beeindrucken.

Giuseppe und Bernardo Bertolucci, 1990, vom Tourismus-Ministerium beauftragt und zur Weltmeisterschaft gedreht. Es zeigt Bologna aus der Sicht der Kinder.

Renzo Renzi, 1954, eine höchst interessante Geschichte über die Entstehung der Arkaden in Bologna und deren Einfluss auf die Gesellschaft. 


Weitere praktische Informationen:

Kultur:

Basilica di San Petronio

Die sicherlich wichtigste Kirche Bolognas, auch wenn nicht die (wesentlich unscheinbarere) Kathedrale und eine der größten gotischen Mittelalterbauten in ganz Europa. 

Basilica di San Domenico

kleine Skulpturen von Michelangelo. Unbedingt den Holzchor hinter dem Altar ansehen und durch den Kreuzgang im Garten spazieren

MamBo

Museo di Arte Moderna – Modernes Kunstmuseum

Lumiere

Umwerfend gutes Programmkino mit großer Auswahl an Filmen auch in O-Ton. Teil ist das frisch rennovierte Kino Modernissimo in der Piazza Maggiore.

Teatro Comunale

Theater, Oper, Konzerte

Weitere Restaurants:

Donatello

Gute bolognesische Küche in feinem und traditionsreichem Ambiente.

Pane e Panelle

Sizilianisches Restaurant in unkompliziertem Ambiente.

Scaccomatto

Raffinierte Küche, nette Inhaber.

La Teresina

Eleganter Innenhof, guter frischer Fisch

Osteria dal Nonno

In den Hügeln, auf der Terrasse wird eine bolognesische Spezialität serviert: Crescentine e Tigelle (in Fett gebackenes Brot) mit Aufschnitt und Käse.

Galliera 49 

Indiskutabel das beste Eis Bolognas.

Aperitif, Kneipen und Enotechen: 

Via del Pratello

Mercato delle Erbe (Via Belvedere, rund um und in den Markthallen der Via Belvedere)

Mercato di Mezzo (Via delle Pescherie Vecchie) 

Camera con Vista (Pizza Santo Stefano)

drinnen schicke Bar, draußen tolle Lage direkt auf der Piazza.

L’Infedele (Via Gerusalemme)

kleine gemütliche Kneipe.

Guero

Coole Cocktail-Bar und Einheimischen-Treff.

Bar Mercato (hinter Mercato delle Erbe)

Hier kommen die Bolognesen oder Zugezogenen seit eh und je auf ein Glas Wein her.

Vineria Favalli (Piazza Santo Stefano)

Ausschließlich Wein in modernem Ambiente mit Blick auf den Platz.

Osteria da Mario (Via San Felice)

Wunderbar restaurierte traditionsreiche Osteria.

Enoteca Italiana (Via Marsala)

Größte Weinhandlung der Stadt, mit Ausschank.

L´Infedele (Via Gerusalemme)

Kleine gemütliche Kneipe für den späteren Abend.

Einkaufen:

Antica Aguzzeria dei Cavalli

Edle Utensilien für die Küche.

Ferramenta Castaldini

Eisenwarenhandlung und Haushaltswaren, zum Stöbern

Drogheria della Pioggia

Lose Bonbons aus der Blechbüchse, Scheuermittel, exotische Teesorten u.v.m.

Atti

Brot und frische Nudeln

La Baita/Vecchia Malga

Bologneser Delikatessen

Caffè Bazar

Wein, Hochprozentiges, Süßigkeiten 

Freak Andò

Antiquitäten und Design.

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